Wie Selbstlos-Sein zerstört

 In Documentary

Meine Mutter war meine beste Freundin und meine größte Feuerprobe


Vor nicht einmal einem 9 Monaten war meine Mutter jung, vital, lebensfroh, strahlend und meine engste Freundin. Wir haben uns auf den meisten Ebenen unglaublich gut verstanden. Wir haben geforscht, entdeckt, innere Arbeit zusammen gemacht, Gedanken und Gefühle ausgetauscht, zusammen Seminare gegeben und gemacht, gelacht, gewandert, die Natur geliebt und genossen.

Unsere Beziehung war bis auf ein paar kleine Themen einzigartig bereichernd, denn ich weiß wie viele Menschen keine gute Beziehung zur ihren Eltern haben.

Und dann im Juni fing alles an. Erst dachten wir, es sei eine vorübergehende harmlose Darmgrippe. Doch es stellte sich heraus: hochgradiger Verdacht auf aggressiven Darmkrebs. Später die Diagnose: Verdacht bestätigt, Krebs im Stadium 4. Prognose: eine sterbende Frau. Es war wie ein unfassbarer Schlag des Schicksals.

Gerade noch erlebte ich einer der schönsten Zeiten mit ihr und jetzt das.

Zuerst war ich trotz der fatalen Prognose zuversichtlich. Ich bin alternativ aufgewachsen und hatte den tiefen, vertrauensvollen Glauben: Gesundes Leben heilt immer.

Und genau deshalb möchte ich über diese ganze Situation sprechen.
Denn die meisten sind absolut schockiert über diesen Vorfall und fragen: Wie konnte denn das passieren, Deine Mutter hat doch so gesund gelebt, war so diszipliniert, tugendhaft und selbstlos? Wie kann das Leben nur so unfair sein?

Und um ehrlich zu sein, das gleiche würde ich auch fragen, wenn ich nicht einen tiefen Einblick vor und während dieser ganzen Phase bekommen hätte.

Diesen Einblick und auch die Erkenntnis möchte ich teilen,
denn ich glaube, dass sie unglaublich wichtig ist für alle, die sich im Leben so anstrengen, alles richtig zu machen und doch nicht weiterkommen:

In diesen Fragen steckt nämlich auch die Antwort: Sie war doch so selbstlos.

Sie half allen anderen, kümmerte sich am alle anderen Angelegenheiten, machte es allen recht, gehorchte folgsam ihrer Religion, leistete unglaublich viel spirituelles und stellte das Wohl und Heil der Welt an erster Stelle.

Wir sprechen über diese Eigenschaft, als wäre es etwas Tugendhaftes und Erstrebenswertes, aber hast Du gewusst, dass Dich Selbstlosigkeit zerstören kann?

Selbstlos kann auch das bedeuten:

  • Es anderen recht zu machen und sich selbst hintanzustellen oder sich sogar zu vergessen.
  • Die eigenen Bedürfnisse, Wünsche und Sehnsüchte schlecht hinzustellen und möglichst zu verbannen.
  • Eigene Bedürfnisse sind nur zu erfüllen, wenn sie dem Funktionieren für die Allgemeinheit dienen.
  • Den eigenen Schmerz stillschweigend zu ertragen und ihn noch am besten mit spirituellen Handlungen zu betäuben.
  • Das ganze Leben ist eine Widmung an einen personifizierten, strafenden oder gnadewaltenden Gott.
  • Du bist nur gut genug, wenn Du gutes tust.
  • Die eigene Existenz ist nur durch uneigennützige Leistungen berechtigt.

Klingt sicherlich ganz schön hart erst einmal. Aber genau das sind tiefsitzende und auch mächtige Glaubenssätze, die uns wirklich von Grund auf Stück für Stück zerstören. Sie ziehen sich durch jegliche Lebensbereiche und verursachen überall Verwüstung.

Dies geschieht zuerst nicht auf dramatische offensichtliche Art
und Weise sondern unbemerkt und schleichend. Vor allem sind diese Glaubenssätze oft gepaart mit Selbstbetrug, was das Ganze noch komplizierter und unantastbarer macht.

Irgendwann muss der Körper diesen Glaubenssätzen Folge leisten.
„Ich bin nicht gut genug für diese Welt.“ Stell Dir vor, was dieser Glaubenssatz mit uns macht:

Wir werden krank. Wir leiden. Wir begeben uns immer wieder in Situationen, in denen dieser Glaubenssatz bestätigt wird. Wir eignen uns automatisierte Verhaltensweisen an, die uns zerstören (Stress anziehen, ungesundes Essverhalten, ungesunde Disziplinierung des Körpers, quälende Gedankenbilder, Fokus richtet sich auf Glaubenssatzbestätigung und alles andere wird ausgeblendet)

Da helfen keine noch so tollen Gesundheitsdiäten, Reinigungskuren, Heilsessions, Meditationen, Affirmationen, kein Beten.

Da heißt es ran an den Anteil in Dir,
der so denkt, glaubt und handelt und zwar wirklich ganz konkret.
Es braucht absolute Zuwendung! Konkret, fokussiert und liebevoll.

Ich habe diesen Schmerz und diesen Glaubenssatz bei meiner Mutter
gespürt, gehört und gesehen, was er für Konsequenzen mit sich bringt.
Zuerst habe ich verzweifelt versucht, sie davor zu bewahren. Ich habe immer wieder mit ihr darüber gesprochen, versucht ihr Hinweise zu geben, ihr Fragen gestellt, die sie aufrütteln sollten.

Doch am Ende an ihrem Sterbebett
musste ich aufgeben, musste ich loslassen und meinem eigenen Schmerz in die Augen schauen: Sie litt qualvoll darunter, dass sie sich selbst nicht erlaubte, zu sein. Und das anzuschauen und nicht helfen zu können tat so weh.

Also kümmerte ich mich um mich,
liebevoll, verständnisvoll, hörte meinem eigenen Schmerz zu.

Und dieser sagte:
Ich habe Angst, dass sie keinen Frieden findet.

Ich fragte:
Und was möchtest Du?

Es antwortete:
Dass sie in Frieden mit sich selbst ist. Und das wiederum gibt mir selbst Frieden. Das erlöst mich von meiner Verantwortung.

Und ich gab ihm dies:
Ich erlaube mir diesen Frieden, den ich in diesem Moment spüre, wenn ich mir ihren Frieden anschaue, jetzt schon. Es ist ihr Weg, den sie für sich gewählt hat und es liegt nicht in meiner Verantwortung wohin sie geht. Ich habe alles getan, was in meiner Macht steht.

Dieser Frieden ist ein Raum, den ich immer wieder betreten darf und kann diesen Schmerz damit heilen.

Nur so konnte ich dieses Erlebnis durchstehen:
Ich nahm all ihr Leid an und auch man eigenes. Ich kümmerte mich um mich selbst und handelte aus dem tiefsten Inneren heraus. Alles, was in mir hochkam, ließ ich hochkommen. Schaute es an und es konnte gehen. Ich horchte auf meine innere Weisheit und folgte ihr. Ich ließ mich berühren von ihr und ihrer Liebe zu mir, von mir und meiner Liebe zu ihr und wir schufen uns dadurch eine tiefe Verbindung. Ich gab mich dem hin, was mir begegnete hin und konnte so stark und liebevoll für sie und auch mich da sein.

Und so starb sie in meinen Armen.
Es war eine Feuerprobe. Dieses Erlebnis prüfte mich und prüft mich noch immer: Wie stark bist Du mit Dir verbunden? Wie gut kümmerst Du Dich um Dich selbst?

Verbundenheit und Selbstzuwendung machen stark und lebensfähig. Fähig dem Leben in all seinen Facetten zu begegnen und daraus zu lernen.

Deshalb bitte ich Dich, wenn Du das Gefühl hast, Dich in dieser Beschreibung der Selbstlosigkeit wiederzufinden, wende Dich Dir selbst zu.

Alles Liebe ❤️
Djuri

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